Marius Händly wurde von seinen Mannschaftskollegen nach dem goldenen Schuss im abschließenenden Penalty-Schießen eines spannenden Finales gegen Dingelstädt fast erdrückt, so groß war der Jubel der Deunaer über den Gewinn der Günther Automobile Futsal-Hallenkreismeisterschaft am Freitagabend in Leinefelde.
Zuvor hatten die gut 500 Besucher in der Leinefelder Lunaparksporthalle in unerhaltsamen viereinhalb Stunden packende Duelle, wunderschöne Tore und spielerisch ansprechende Leistungen gesehen. Dass allein spielerische Klasse beim Hallenfußball oftmals nicht reicht, sondern auch Glück benötigt wird, das wissen die Deunaer inzwischen auch. Sowohl im Finale gegen Dingelstädt, als auch in der Vorschlussrunde gegen Faulungen benötigten die Grün-Weißen trotz einer ausgezeichneten Raumaufteilung und eines eindrucksvollen Passspiels nach Ende der regulären Spielzeiten das Penalty-Schießen, um die Entscheidung zu erzwingen. Das Erfolgsrezept war dabei identisch. In John Preiß, Michael Wedekind und Marius Haendly hatten die Grün-Weißen drei abgezockte Typen, die ihre Penaltys eiskalt verwandelten. Im Tor stand mit Steffen Kaufung zudem ein Mann, der jeweils einen Schuss der Gegner parierte. Ein Penalty-Schießen sei immer eine Lotterie. „Unser Vorteil war, dass wir vorlegen konnten“, hatte Michael Wedekind das Erfolgsrezept schnell erkannt. Der Spielertrainer war der Dirigent einer starken Mannschaft, übernahm Verantwortung, erzielte im Finale mit einem herrlichen Lupfer die Führung und verteilte beim Spielaufbau gekonnt die Bälle, was letztlich dazu führte, dass der 28-Jährige die Auszeichnung als bester Spieler erhielt. „Man kann nur glänzen, wenn die Mannschaft glänzt“, gab Wedekind die Auszeichnung indirekt an die Mannschaft weiter. Einziges Manko des neuen Titelträgers blieb über weite Strecken die Chancenverwertung.
Nach torlosem Auftakt gegen Gernrode, erlöste Björn Bause seine Kollegen gegen Heiligenstadt II erst mit einem späten Siegtreffer. Zum Abschluss der Vorrunde folgte ein 6:0-Kantersieg gegen Heyerode, bevor Faulunges Torwart Gabriel Müller – der ob einer herausragenden Leistung als bester Torwart ausgezeichnet wurde – die Deunaer im Halbfinale schier zur Verzweiflung brachte. Das besagte Glück hatte der neue Champion zwischenzeitlich bei einem Lattenkopfball des Faulunger Torjägers Daniel Müller, der Nachschuss wurde eine sichere Beute von Keeper Kaufung. Apropos Steffen Kaufung: Der Deunaer Schlussmann hielt seinen Kasten bis zum Finale sauber und musste sich im Endspiel lediglich bei einem Schuss von Dingelstädts Edeltechniker Damian Ciastek – mit vier Treffern bester Torschütze – geschlagen geben. Die Männer von der Unstrut bestimmten das Niveau maßgeblich mit, zogen nach zwei Siegen und einem Remis gegen Lengenfeld/Stein als Gruppensieger ins Halbfinale ein. Beim dortigen 5:1-Erfolg gegen Gernrode boten die Jauer-Männer eine reife und überzeugende Leistung. „Uns hat im Finale das nötige Glück gefehlt“, so SVD-Präsident Tobias Strecker, der mit dem Auftreten seiner Elf dennoch sehr zufrieden war. Von Zufriedenheit war dagegen beim SV Gernrode wenig zu spüren. Die als Mitfavorit angereiste Jahn-Formation konnte ausgenommen vom 3:0-Sieg gegen Faulungen im Spiel um Platz 3 nicht ansatzweise an die Leistung der Zwischenrunde anknüpfen. In der umkämpften Vorrundengruppe B reichte den Gernrödern immerhin ein mageres Törchen von Paul Hellrung, um das vorher ausgegebene Minimalziel Halbfinale zu erreichen. Leidtragende der ausgeglichenen Verhältnisse waren dagegen die Heyeröder und der SC 1911 Heiligenstadt II. Beide Teams gewannen je eine Partie überzeugend, drei Punkte waren aber letztlich zu wenig, um höheren Ansprüchen zu genügen. Kreisoberligist Lengenfeld/Stein blieb ebenfalls hinter den eigenen Erwartungen zurück. Nach ansprechenden Auftritten in den ersten beiden Begegnungen, schmerzte die 0:2-Niederlage im „Eichsfeld Classico“ gegen Faulungen doppelt. Das verlorene Prestiduell war gleichbedeutend mit dem Aus in der Vorrunde. Die Bernteröder sammelten zwar als einziges Team keine Zähler, dafür aber ob ihres fairen Auftretens viele Sympathiepunkte. Trotz dreier Niederlagen bedankte sich Spielertrainer Daniel Kohl bei den Organisatoren um Katharina Günther und sprach von einer „gelungenen Veranstaltung“. Das sah auch Michael Wedekind so, dessen Team in den letzten dre Jahren zweimal im Finale unterlag. „Alle guten Dinge sind drei“, freute sich Wedekind, der bereits an die Titelverteidigung denkt. Ob das ehrgeizige Vorhaben überhaupt umgesetzt werden kann, hängt vom Abschneiden in der Freiluftsaison ab. Ein Kreisoberliga-Staffelsieg, der gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Landesklasse wäre, würde die Pläne durchkreuzen, da Mannschaften, die im Landesmaßstab spielen, bei Kreismeisterschaften nicht spielberechtigt sind. Auf die Frage, was ihm den lieber wäre – Aufstieg oder Titelverteidigung – antwortete der versierte Fußballer vor dem Übergang in einen langen Feiermodus mit einem Augenzwinkern.
Jürgen Kohl