Der TFV hat auf seiner Homepage tfv-erfurt.de eine Portrait-Serie über die Schiedsrichter der Köstritzer Thüringenliga gestartet: „Unser Anliegen ist es, die 25 Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Beginnen wollen wir mit den Unparteiischen, die aufgrund ihres Alters in die „erste Elf“ gehören.“ Auch unser Vorsitzender des Schiedsrichterausschuss Armin Stollberg ist Teil der Serie. Wir bedanken uns beim TFV und Hartmut Gerlach für die Bereitstellung des Interviews:
Armin Stollberg – Tipp vom Vater war goldwert
Der Einstieg in das Schiedsrichterwesen durch Armin Stollberg war einigermaßen kurios. Der 39-Jährige erzählt die Anekdote in seiner trockenen, humorvollen Art und man spürt keinerlei Frust über das Geschehene. Im Gegenteil.
Vater Stollberg war damals Trainer bei Eintracht Mühlhausen und bekam auch den fußballspielenden Sohn unter seine Fittiche. „Da war meine Karriere als Fußballer ziemlich schnell beendet. Ich wurde vom Stamm- zum letzten Auswechselspieler und Vater war der Meinung, dass ich als knochenharter Verteidiger zu oft im Spiel herausfliegen würde. Wir brauchen eh Schiedsrichter im Verein, hat er zu mir gesagt, vielleicht solltest du es einfach mal damit probieren.“
Die familiäre Empfehlung von 1995 war goldwert, denn der Filius, der mit gerade einmal 14 Jahren die Schiedsrichter-Prüfung bei Udo Penßler-Beyer, heute Vizepräsident des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), ablegte, sollte zu einem der Spitzenreferees im Thüringer Fußball-Verband (TFV) werden.
In den ersten Jahren war Walter Handke, selbst einmal Verbandsschiedsrichterobmann (VSO), sein Förderer und Begleiter. Der Schlotheimer hatte, das sagt Stollberg selbst, Anteil daran, dass er mit gerade einmal 18 Jahren innerhalb ganz kurzer Zeit von der 2. Kreisklasse in die Landesklasse eingestuft wurde. „Das gab es in dieser Form sicherlich nicht wieder“, so Stollberg.
Über seine Einsätze hat der Pädagoge Buch geführt. Er steht nach 20 Jahren als Unparteisicher bei mehr als 300 Begegnungen auf Verbandsebene. Sein persönliches Ziel ist es, 400 Spiele zu leiten. Das sei eine Hausnummer, mit der man dann gut abtreten könne, blickt er voraus.
2010 dann die Einstufung in die Landesliga. Damit habe er gar nicht mehr gerechnet, denn er hatte schon eine Trainertätigkeit ins Auge gefasst. In dieser Funktion stand Stollberg mit seiner Mannschaft, der SG Eintracht Wendehausen, vor dem Aufstieg in die Kreisliga. „Ich habe mich schon gefreut, war aber überrascht, als ich den Anruf eines Mitgliedes des Verbandsschiedsrichterausschusses (VSA) erhielt“, blickt Armin Stollberg zurück und verweist darauf, dass er der Unparteiische mit den meisten Spielen in der Landesklasse sei. „Ich bin schon ein Fossil im Schiedsrichterwesen“, lacht er. Das Traineramt bei Wendehausen gab er als Referee der Landesliga auf und konzentrierte sich fortan ganz auf das Pfeifen.
An sein erstes Spiel im Fußballoberhaus des TFV kann er sich noch erinnern. Das war in der Saison 2010/11 der Vergleich SV 09 Arnstadt gegen den VfB 09 Pößneck. Nicht vergessen hat er auch die Begegnung, die bereits Dirk Honnef erwähnte, nämlich Eintracht Sondershausen gegen Wacker Nordhausen. Hier war er Assistent. „Ich habe 20 Sekunden vor Schluss mit der Fahne den Strafstoß für den Gast angezeigt und damit hatte ich 300 neue ‚Freunde’ auf der anderen Seite“, beschreibt er, typisch Stollberg, die nicht druckreife Reaktion der Fans der Hausherren.
Er habe beim TFV immer das Vertrauen gespürt, lobt er das Miteinander mit dem VSA. „Man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann und wird gewürdigt. Da macht es noch mehr Spaß“, betont der 39-Jährige. Das habe sich an solchen Ansetzungen wie dem Landespokalhalbfinale FC Eisenach – 1. SC 1911 Heiligenstadt oder dem Relegationsspiel SV EK Veilsdorf – FC Motor Zeulenroda vor großer Kulisse gezeigt.
Seit vier Jahren begleitet der Mühlhäuser Leroy Schott und Richard Lorenz als Assistent zu Oberligaspielen. „Beide sind zwei richtig gute Jungs, die eine hervorragende Entwicklung genommen haben. Da fahren Martin Ritter und ich gern mit. Schott und Lorenz geben einem auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Wir sind ein richtig gutes Team.“
Was zeichnet nun den Schiedsrichter Armin Stollberg aus? „Ich habe seit drei Jahren den niedrigsten Kartenschnitt von allen Schiedsrichtern im Verbandsmaßstab. Das kommt nicht von ungefähr, sondern hängt mit der natürlichen Autorität, die ich ausstrahle, zusammen. Das ist gepaart mit einer sehr guten Zweikampfbeurteilung, weil ich nicht jeden ‚Schnulli’ pfeife. Dies wissen auch die Mannschaften.“
So habe er vor einem Spiel mal gehört, wie ein Trainer in der Nachbarkabine zu seinen Schützlingen sagte, dass sie ja wüssten, wer pfeife. Sie sollten männlichen Fußball spielen und ihren Mund halten. Dann hätten sie mit dem Unparteiischen kein Problem, ermahnte sie der Trainer.
„Ich lebe auch viel von meiner Mimik und Gestik. Man sieht mir an, was ich von Situationen halte. Das erspart mir mit meiner zwanzigjährigen Erfahrung sicher auch manche Karte. Ich gelte als Schiedsrichter, mit dem man reden kann, wobei der Ton die Musik macht“, fügt er hinzu. Es sei ihm oft gelungen, gerade mit den schwierigen Spielern und Trainern entsprechend umzugehen.
Mit dem Pfeifen auf dem Platz ist das ehrenamtliche Engagement von Armin Stollberg noch nicht vollständig beschrieben. Er wurde erst in diesem Jahr zum zweiten Mal als Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses im KFA Eichsfeld-Unstrut-Hainich wiedergewählt. Außerdem setzt er gemeinsam mit Martin Ritter, ebenfalls einem Thüringenliga-Schiedsrichter, die Unparteiischen an. Das ist in so einem großen Fußballkreis ein zeitlich aufwendiges Unterfangen.
Armin Stollberg ist liiert und seit zehn Jahren Regelschullehrer. Er unterrichtet an der traditionsreichen Petrischule in Mühlhausen in den Fächern Geografie und Sozialkunde. Zudem fungiert er als Vertrauenslehrer. Nachdem er im Sommer eine Abschlussklasse als Klassenleiter abgegeben hat, hat er nun wieder eine 5. übernommen.
Für den Lehrerberuf und die Ehrenämter ist Zeit zum Relaxen nötig. Armin Stollberg schaltet am besten in der Sauna ab.
Die Corona-Situation fordere ihn wie alle Lehrer ein Stück weit mehr als der Präsenzunterricht. Auch, weil manche Schüler nicht die technischen Voraussetzungen für Homeschooling besitzen. Er habe Verständnis für die Regelungen, die getroffen wurden und werden und sagt: „Ich hoffe, dass wir, auch privat, weiter gut durch die Pandemie kommen und bald wieder zum Fußball zurückkehren können. Mir fehlen schon die Kontakte zu den Freunden und Bekannten.“
Bestimmt bietet Weihnachten die Gelegenheit, im coronabedingten engen Familienkreis über den Beginn der Schiedsrichterkarriere des Armin Stollberg zu sprechen und sich darüber zu freuen.